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Theresienklang: Regiestatement

„Theresienklang“ ist für mich persönlich ein sehr aufwühlendes filmisches Zeitdokument, das die Stationen der Kindheit meiner Freundin Helga nachzeichnet. Wir begleiten sie im „Zug des Überlebens“ von Wien nach Prag und in das Ghetto Theresienstadt. Helga spricht von ihren traumatischen Erlebnissen in den Konzentrationslagern, im Arbeitslager und auf dem Todesmarsch ein paar Tage vor dem Ende des Krieges. 

Seit ich Helgas Geschichte kenne, stelle ich mir die Frage: Wie geht man filmisch mit der Thematik des Holocaust um, kann man diese ungeheure Katastrophe überhaupt begreiflich machen? Für nachkommende Generationen ist es überaus wichtig, solche Geschichten, wie Helgas Geschichte eine ist, zu kennen.

Lastwagen, Züge und Bahngleise rufen Erinnerungen an Transporte in Konzentrations- und Vernichtungslager wach. Millionen Männer, Frauen und Kinder fuhren in den Tod. Helga erzählt von der Selektion durch Mengele. Wir wissen, was Selektion hieß: Kinder, schwache und alte Menschen wurden von Arbeitstauglichen getrennt und sofort vergast. Helga berichtet über diese, für uns und auch für sie, obwohl sie es selber erlebt hat, noch heute unfassbaren Ereignisse.

Mit dem Filmteam und ihrer engsten Freundin Tanja Eckstein deren Familienangehörige ebenso in den Lagern ermordet wurden kehrt Helga nach Theresienstadt, in ihre Vergangenheit, zurück. Das Ghetto Theresienstadt, das eigentlich ein KZ war, aus dem ständig Züge in die Vernichtungslager fuhren und in dem Helga ein Jahr und acht Monate ihrer Kindheit verbringen musste, an Hunger litt und schwer erkrankte, ist der Ort, in dem es den Nazis gelang, durch perfide Verschönerungsaktionen den Mord an den Juden zu verschleiern.

Gerade der jüngeren Generation gibt Helgas Zeitzeugnis, stellvertretend für viele Kinder und Jugendliche, die ermordet wurden und deren Namen und Gesichter in ihr weiterlebten und denen sie sich verpflichtet fühlte, die Möglichkeit, sich mit den Ereignissen des Holocausts auseinanderzusetzen und einen Bezug zur Gegenwart herzustellen. Die Musik im Film „Theresienklang“ ist von besonderer Bedeutung. Vor allem die Klaviermusik war für Helga der Klang ihrer Kindheit und Lebendigkeit und die russische Balalaika der Klang ihrer Freiheit. Für sie ist die Überwindung ihrer traumatischen Erfahrungen als Kind eine große Herausforderung. Wir müssen uns einlassen auf Helgas Geschichte und auf die Shoah.